Saison 2018 ohne den Titelverteidiger
(5. August 2018) - Die kommende Saison im japanischen College Football findet ohne den letztjährigen National Champion Nihon University Phoenix statt. In der letzten Woche bestätigte die KCFA, der College-Football-Verband der Kanto-Region (Ost-Japan) die Ende Mai gegen den Titelverteidiger verhängte Sperre für die Saison 2018. Die sieben Regular-Season-Spiele des Teams werden als Niederlagen gewertet, und damit muss Phoenix 2019 als Zwangsabsteiger in der zweithöchsten Spielklasse der Kanto League, den Big 8 der Division 1, antreten. Die Sperre des Meisters ist der vorläufige Höhepunkt eines Skandals um die vermeintlich von Coaches verordnete vorsätzliche Verletzung eines gegnerischen Spielers während eines Exhibition Games der beiden erfolgreichsten College-Teams Japans am 6. Mai in Tokio. In diesem Spiel hatte Nihons DE Taisuke Miyagawa QB Kosei Okuno von den Kwansei Gakuin University Fighters mit einem „Late Hit“ so schwer verletzt (Gehirnerschütterung und Knieverletzung), dass dieser ausschied und in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Später leistete sich Miyagawa zwei weitere regelwidrige Attacken und wurde nach dem dritten Personal Foul des Feldes verwiesen.
Schon kurz nach dem Spiel, das die Fighters im Übrigen mit 21:14 gewannen, kam der Verdacht auf, Miyagawas Attacken könnten auf Anordnung seiner Coaches zurückgehen. Nihons Head Coach Masato Uchida selbst leistete solchen Verdächtigungen Vorschub, indem er sagte, er hätte seine Mannschaft zu besonderer Härte angehalten, weil sein Team nur so gegen einen Top-Gegner wie die Fighters eine Chance habe. Die Geschichte nahm dann nach und nach Fahrt auf. Die Kwansei Gakuin University forderte eine Erklärung und eine Entschuldigung und drohte, das seit 50 Jahren stattfindende Duell mit dem erfolgreichsten Team der Kanto-Region zu beenden, und drei KCFA-Teams strichen ihre geplanten Testspiele gegen den Meister aus Sorge um die Gesundheit ihrer Spieler. Miyagawa selbst äußerte sich zweieinhalb Wochen später öffentlich zu den Vorkommnissen am 6. Mai. Auf einer Pressekonferenz in Tokio beschrieb er detailliert, wie er von Head Coach Masato Uchida und Assistant Coach Tsutomu Inoue unter Druck gesetzt wurde. Die Coaches hätten seine Einsatzbereitschaft und seinen Kampfgeist in Zweifel gezogen und ihm am Tag vor dem Spiel klargemacht, dass er nur dann die Chance bekommen würde, zu spielen, wenn er bereit wäre, den gegnerischen Quarterback auszuschalten, so Miyagawa.
Eine Woche später reagierte die KCFA, sperrte Miyagawa und das gesamte Phoenix-Team für die Saison 2018 und schloss Uchida und Inoue, die den Vorwurf, sie hätten die regelwidrigen Attacken auf den gegnerischen Quarterback gefordert, bestreiten, lebenslang von Football-Aktivitäten in der Kanto-Region aus. Eine unabhängige Untersuchungskommission wurde eigesetzt, und die kam in ihrem Bericht, den sie Ende Juli vorlegte, zu dem Ergebnis, dass es auf Veranlassung von Uchida und Inoue zu Miyagawas Attacken gekommen sei. In dem Bericht heißt es unter anderem weiter, dass um das Football-Team herum eine Athmosphäre der Einschüchterung, einschließlich von Uchida veranlassten Tätlichkeiten von Coaches gegenüber Spielern, geherrscht habe. Uchida habe das Team mit harter Hand geführt und hätte an der Universität so viel Macht gehabt, dass er quasi unantastbar war. Das wiederum liegt nach Meinung der Untersuchungskommission an Mängeln in der Führung der Universität und deshalb sei letztlich auch Universitätspräsident Hidetoshi Tanaka mitverantwortlich. Nach der Vorlage des Berichts feuerte die Universität Uchida und Inoue und die KCFA bestätigte die Sperre des Teams für die kommende Saison.
(Text: Dieter Hoch)
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