Der American Football in Japan hat eine längere Geschichte als der in Europa, wo erst seit Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts organisiert American Football gespielt wird. Die Anfänge reichen zurück bis in das Jahr 1934. Damals wurden auf Initiative von Paul Rusch, einem Missionar aus Kentucky (USA), der 1925 nach Japan gekommen war, um die während eines großen Erdbebens 1923 zerstörten YMCAs in Tokio und Yokohama wiederaufzubauen, George Marshall, einem Sportlehrer an der Rikkyo Universität in Tokio, sowie zweier Militär-Attachés an der amerikanischen Botschaft, Alexander George und Merritt Booth, an drei Tokioter Universitäten (Rikkyo, Meiji und Waseda) Football-Teams gegründet. Im November 1934 fand dann das erste Football-Spiel statt. In dem trat eine Auswahl der drei Tokioter Universitäten gegen ein Team des Yokohama Country and Athletic Club, bestehend aus in Japan lebenden US-Amerikanern und Briten, an. Die Universitätsauswahl gewann das Spiel.
Die Japaner fanden schnell gefallen an der neuen Sportart. So soll ein Spiel zweier College-Auswahlen aus dem Osten und Westen Japans im Jahr 1937 gut 25.000 Zuschauer angelockt haben. Auf den ersten Blick mag es überraschen, dass der rüde Sport aus Nordamerika im auf Ausgleich bedachten Japan so gut ankam. Erklärt wird das gerne damit, dass American Football eine Kombination aus Kraft, technischer Präzision, taktischer Disziplin und mannschaftlicher Geschlossenheit bietet, die es so in anderen Mannschaftssportarten nicht gibt und die mehrere in Japan wichtige Tugenden (Präzision, Disziplin, mannschaftliche Geschlossenheit) in sich verbindet.
Durch den zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) wurde die Entwicklung des American Footballs in Japan unterbrochen. Auch Rusch, den man als den »Vater des American Footballs in Japan« bezeichnet, musste Japan verlassen. Rusch kehrte 1945 nach Japan zurück, und schon bald wurde auch wieder Football gespielt. In den Jahren nach 1945 wurden auch erste High-School- und Junior-High-School-Teams aufgebaut. Heute spielen mehr als 17.000 Aktive in rund 400 Mannschaften Football. Die meisten Teams und Aktiven gibt es im College Football (Universitäts-Football), in dem man nach US-Vorbild maximal vier Jahre spielberechtigt ist. Im College Football gibt es zwei Ligen, die Kanto League im Osten Japans und die Kansai League im Westen Japans mit jeweils mehreren Leistungsebenen (inklusive Auf- und Abstieg). Die Division I der Kanto League ist zudem in zwei Conferences (Staffeln) geteilt (die Division I der Kansai League ist eingleisig). Die Meister der beiden Ligen ermitteln im Koshien Bowl den College-Meister.
Die nominell höchste Ebene des American Footballs in Japan ist die X League, in der echte Firmen-Teams sowie von Firmen unterstützte Club-Mannschaften spielen (gegründet wurde die Firmen-Liga 1981, seit 1996 heißt sie X League). Die X League ist eine Amateur-Liga, das heißt, die Spieler dort verdienen kein Geld. Auch die X League ist in mehrere Leistungsebenen unterteilt. Auf der höchsten Ebene, der Division I, gibt es drei Gruppen (East, Central, West). Die beiden Ersten jeder Gruppe ermitteln in Playoffs (Final 6) den X-League-Meister (Finale ist der Japan X Bowl). Dieser spielt dann am 3. Januar im Rice Bowl gegen den College-Meister um die japanische Meisterschaft. Der Rice Bowl ist seit der Saison 1983 das japanische Finale (zuvor war er seit der Saison 1947 eine Begegnung zweier College-Auswahl-Teams aus dem Osten und Westen Japans). Sportlich stärker als der College Football ist die X League nicht. Seit es das Finale zwischen College-Meister und X League Champion gibt, gab es je elf Siege (Stand nach Saison 2004).
Ritsumeikan (dunkle Trikots) und Hosei, hier im Koshien Bowl 2003, gehören zu den Top-Teams im japanischen College Football. (Foto: Ritsumeikan University / Text: Dieter Hoch)
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